Bernd Rüschoff arbeitet
als Linguist an der Universität Duisburg-Essen. Er untersucht, wie gut
Apps und Computer beim Lernen helfen.
Herr Rüschoff, können Sie eine Sprachlern-App empfehlen?
Man merkt auf jeden Fall: Die Apps, bei denen etwas in die Entwicklung
investiert wurde, sind inhaltlich und qualitativ besser. Aber ich kann
keine definitive Empfehlung machen. Jeder sollte sich die Apps selbst
ansehen und bewerten.
Verändern moderne Sprachlern-Apps das Lernen von Fremdsprachen?
Nur mit einer App kann man eigentlich keine neue Sprache lernen. Aber im
modernen Sprachunterricht hat der Lehrer durch eine Vielzahl von Apps
jetzt eine andere Rolle als früher. Er kann bestimmte Aufgaben, Übungen
und auch „Projekte“ an Lernende delegieren. Die Zeiten des Frontalunterrichts (Unterricht, bei dem der Lehrer oder die Lehrerin die meiste Zeit vor der Klasse steht, erklärt und spricht), bei dem der Lehrer als Allwissender agiert, sind vorbei.
"Beim Sprachenlernen ist Interaktion sehr wichtig. Dafür braucht man Lehrer und auch die Lerngruppe"
Sprachlehrer sollten diese Apps also im Unterricht benutzen?
Ja, das wird heute immer mehr gemacht. Zum Beispiel gibt es Apps, mit denen man kleine Präsentationen
oder Animationen machen kann. Schüler können damit kurze Präsentationen
halten und dann gemeinsam über Themen reden. Der Lehrer kann sich mehr im Hintergrund halten und erst danach über sprachliche Probleme sprechen.
Werden Apps und Internetangebote in der Zukunft den konventionellen Sprachkurs ersetzen?
Beim Sprachenlernen ist Interaktion sehr wichtig. Dafür braucht man
Lehrer und auch die Lerngruppe. Wir sehen auch, dass Lerner immer gern
andere Lerner kontaktieren oder auch mit Tutoren
arbeiten wollen, wenn sie mit einer App oder im Internet eine Sprache
lernen. Das haben die Anbieter von guten Sprachlern-Apps erkannt – sie
bieten inzwischen Interaktionen und das Vernetzen mit mit
Muttersprachlern und anderen Lernenden an. Ich bin aber sicher: Technologiegestützte
Lernangebote werden den Lehrer und den persönlichen Kontakt zu Menschen
nie komplett ersetzen. Lehrer und auch eine Lerngruppe werden immer
nötig sein.
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