Die Wörter des Jahres 2019
Die Wörter des Jahres werden 2019 zum 43. Mal in Folge bekannt gegeben. Traditionell suchen die Mitglieder des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählen solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren.
- 1. Respektrente
- 2. Rollerchaos
- 3. Fridays for Future
- 4. Schaulästige
- 5. Donut-Effekt
- 6. brexitmüde
- 7. gegengoogeln
- 8. Bienensterben
- 9. Oligarchennichte
- 10. Geordnete-Rückkehr-Gesetz
Auf Platz 2 wählte die Jury Rollerchaos. Thematisiert wurde mit diesem Wort die 2019 erfolgte Zulassung von mietbaren E-Rollern. Diese entwickelten sich in vielen deutschen Städten rasch zu einem Problem, da sie häufig rücksichtslos und verkehrswidrig benutzt und unkontrolliert überall abgestellt werden.
Der Anglizismus Fridays for Future (Platz 3), ein Wort im weiteren Sinne, steht wie kein anderer Ausdruck für eine junge Generation, die bereit ist, für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen. Die vielerorts freitags zur Schulzeit stattfindenden Demonstrationen, hauptsächlich mit dem Ziel, auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen, waren eines der beherrschenden Themen des Jahres 2019.
Mit der Neubildung Schaulästige (Platz 4), einer originellen Zusammenziehung aus schaulustig und lästig, bezeichnete eine Rundfunkmoderatorin des Senders SWR 3 die Gaffer an einer Unfallstelle. Das Wort wurde vielfach aufgegriffen; es steht für die immer mehr zum Problem werdenden Behinderungen von Rettungsmaßnahmen durch Voyeure.
Die Zusammensetzung Donut-Effekt (Platz 5), ein schon in früheren Jahren anzutreffendes Wort, war 2019 häufiger zu lesen. Es bringt die Tatsache auf den Punkt, dass zwar immer mehr Wohnraum entsteht, aber zu viel davon an den Stadträndern, hingegen zu wenig in den Innenstädten, was zu deren Verödung führen kann: Wie bei einem Donut-Gebäck ist in der Mitte ein Loch.
Der kein Ende nehmende Austritt Großbritanniens aus der EU, insbesondere die Berichterstattung über Debatten im Unterhaus und Abstimmungsniederlagen der britischen Regierung, machte die Menschen in Deutschland zunehmend brexitmüde (Platz 6). Das einzige Adjektiv der 2019er Liste steht zusammen mit Brexit (2016, Platz 2) und Brexit-Chaos (2018, Platz 9) für ein Thema, das die Öffentlichkeit seit weit mehr als nur einem Jahr in Atem hält.
Die Bereitschaft, nicht alles ungeprüft hinzunehmen, bringt das Verb gegengoogeln (Platz 7) zum Ausdruck. Auch wenn sich durch Gegengoogeln ergibt, dass das Wort keine echte Neubildung ist, sondern seit etlichen Jahren verwendet wird, erschien es der Jury signifikant für ein Jahr, in dem der Kampf gegen falsche Informationen (Fake News) als Thema immer wichtiger wurde.
Platz 8 belegt der Ausdruck Bienensterben. Die Tatsache, dass durch Monokulturen und den großflächigen Einsatz von Pestiziden immer mehr Insektenarten vom Aussterben bedroht sind, ist seit längerem bekannt. Die Fokussierung auf die positiv wahrgenommenen Bienen war politisch erfolgreich: Aufgrund eines Volksbegehrens unter dem Slogan »Rettet die Bienen« musste die bayerische Landesregierung ein Gesetz zum Schutz der Artenvielfalt auf den Weg bringen. Weitere Bienenbegehren, etwa in Baden-Württemberg, aber auch europaweit, schlossen sich an.
Mit der Oligarchennichte (Platz 9) greift die GfdS-Jury ein Thema auf, das im Mai die Republik Österreich bewegte und auch in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Aufgrund der sogenannten Ibiza-Affäre, auch Ibizagate, musste im Mai 2019 der österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache zurücktreten. Publik geworden war, zunächst in bundesdeutschen Medien, ein inszeniertes, heimlich gefilmtes Treffen mit einer angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen im Juli 2017 auf Ibiza, bei dem Strache Bereitschaft zu ungesetzlichem Handeln hatte erkennen lassen.
Platz 10 belegt der Ausdruck Geordnete-Rückkehr-Gesetz. Er versucht den nur wenig sperrigeren Titel „Zweites Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht“ zu popularisieren. Aus Sicht der GfdS-Jury steht er für eine neuere Wortbildungsmode in der Politik, wobei das Schema »Adjektiv + Substantiv + Gesetz« (beispielsweise auch beim Gute-Kita-Gesetz) zu grammatisch nicht ganz unproblematischen Zusammensetzungen führt. Korrekt ist nur die Schreibung mit Bindestrichen; das Adjektiv lässt seine Endung unverändert: Geordnete-Rückkehr-Gesetz, nicht Geordnetes Rückkehrgesetz.
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